Michel-Richard de Lalande (1657 – 1726):
Chaconne (aus: Les Fontaines de Versailles)
Antonio Vivaldi (1678 – 1741):
Concerto d-moll für Violoncello, Streicherund Basso continuo
Allegro– Largo e sempre piano – Allegro
Heinrich Rühe, Violoncello
Joseph Bodin de Boismortier (1689– 1755)
Concerto e-moll für Altblockflöte, Violine, Oboe,Viola da Gamba und Basso Continuo
Allegro– Adagio – Allegro
Frauke Staupendahl, Blockflöte
Georg M. Kleemann, Violine
Brigitte Heeke, Oboe
JochenThesmann, Viola da gamba
Francesco Manfredini (1684– 1762)
Concerto grosso D-Dur, op. 3 Nr. 9
Adagio– Presto – Largo – Allegro
Christel Vockelmann & Monique Bleines,Violine
Unser Konzert ist in diesem Semester geprägt von „konzertanten Zweierkonstellationen“. Eher zufällig erscheinen auch die dabei vertretenen Komponisten paarweise: je zwei stammen aus Frankreich, Italien sowie dem deutschen Raum.
Den Anfang macht Michel-Richard de Lalande, der am französischen Königshof beinahe jedes denkbare musikalische Amt innehatte. So stammt auch die eröffnende Chaconne aus einem Bühnenwerk, das die Rückkehr des SonnenkönigsLudwigs XIV. an den Hof von Versailles feiert.
Nicht an einem Adelshof, sondern im bürgerlichen Hamburg wurde seinerzeit Georg Philipp Telemann zu einer Institution: beinahe ein halbes Jahrhundert dominierte er das Musikleben derStadt und ließ sich auch durch attraktive Angebote nicht fortlocken (Leipzig hätte viel lieber ihn als Bach zum Thomaskantor gehabt!). Das Konzert für Oboe und Violine ist nur in einer Handschrift überliefert, und leider ist dabei der abschließende schnelleSatz verlorengegangen.
Wir versuchen, die Lücke mit einem Cellokonzert von Antonio Vivaldi zu schließen. Aus der vergleichsweise großen Anzahl von Cellokonzerten, die Vivaldi komponiert hat, ist dies ein Exemplar, das weniger auf „Ohrwurmmelodien“ als auf Klangwirkung setzt.
Joseph Bodin de Boismortier hatte (wie auch Telemann) den Ruf, ein Vielschreiber zu sein; er war jedenfalls geschickt darin, seine Werke durch zahlreiche Veröffentlichungen zu Geld zu machen. In dem Concerto e-moll gehendie Instrumente zwar bisweilen „Zweierkooperationen“ ein (Flöte und Violine,Oboe und Gambe); meistens jedoch tritt jeweils ein einzelnes Instrument mit einem Solo hervor.
Echte Zweisamkeit finden wir dann aber wieder in dem Concerto grosso von Francesco Manfredini. Das geht so weit, dass die beiden solistischen Violinen oft gleich das ganze Orchester hinter sich lassen, indem sie etwa das Konzert mit einem terzenseligen Zwiegesang eröffnen oder im langsamen Satz über lange Strecken ganz alleine das Wechselspiel von Melodie und Begleitung übernehmen.
Johann Friedrich Fasch wirkte vor allem im anhaltinischen Zerbst, stand aber auch mit derdamaligen Musikmetropole Dresden in regem Kontakt. Vielleicht hat ihn ja das dortige Angebot an zahlreichen hochkarätigen (Bläser-)Solistendazu angeregt, ein Konzert für die eher seltene Kombination von Querflöte und Oboe zu komponieren.
Während das Konzert von Fasch in der typischen italienischen Form gehalten ist (zwei schnelle Sätze umrahmen einen langsamen Mittelsatz), bedient sich Telemann in dem abschließenden Konzert für zwei Blockflöten der von ihm bevorzugten „älteren“ Form von zwei Satzpaaren nach dem Muster „langsam/schnell“– und zum Glück sind diesmal auch alle Sätze erhalten! gmk